Zukunftsfähige Industrie – aber wie?

Wachsender politischer und wirtschaftlicher Handlungsdruck und das Entstehen der Bewegung Fridays for Future haben auch in der Partei DIE LINKE zu einer breiter werdenden Debatte geführt. In diesem Zusammenhang hat die innerhalb der Partei vertretene Strömung „Sozialistische Linke“ ein Debattenheft mit Beiträgen zur Klimakrise herausgebracht und mit denen auch gezeigt werden soll, wie in wichtigen Produktionsbereichen klimagerecht umgesteuert werden kann. Hier sind Hans Thie und ich um einen Beitrag zum Industriebereich gebeten worden. Darin zeigen wir, wie das 1,5 Grad Ziel bis 2050 erreicht werden kann. Eine Kurzfassung ist im Debattenheft abgedruckt. Unser ausführlicher Beitrag, insbesondere mit branchenspezifischen Maßnahmen in den Sektoren Chemie, Raffinerien, Stahl- und NE-Metallindustrie sowie Zement- und Kalkindustrie kann hier nachgelesen werden:



 





Energieverschwendung

Stahlwerksabgase zu Chemikalien - kein Weg für Klima- und Ressourcenschutz


Der Konzern Thyssenkrupp – Betreiber des größten Stahlwerks in Deutschland – versucht mit seiner branchenübergreifenden Initiative Carbon2Chem ein neues, langfristig profitables Geschäftsmodell mit Stahlwerksabgasen zu etablieren und damit verschärften Klimaschutzzielen zu entkommen. Aus Kohlendioxid und anderen Bestandteilen der Stahlwerksabgase sollen künftig Chemieprodukte und Kraftstoffe werden. Im Juni 2016 wurde in Duisburg der Grundstein für ein längerfristig milliardenschweres Projekt gelegt, an dem insgesamt achtzehn Forschungseinrichtungen und große Konzerne aus Chemie- und Energiewirtschaft sowie dem Anlagenbau beteiligt sind. Das Projekt wird seitens des Bundesforschungsministeriums üppig gefördert. In etwa 15 Jahren soll die Technologie national und international einsetzbar sein.  

Das Vorhaben zielt auf einen großen chemisch-energetischen Industriekomplex auf fossiler Rohstoffgrundlage ab und soll in großem Stil mit erneuerbaren Energien verknüpft werden.

Die großtechnische Verwertung von Stahlwerksabgasen zu Chemieprodukten befestigt fossile Strukturen überkommener Stoff- und Energiewirtschaft auf lange Zeit im Übergang in das solare Zeitalter. Zugleich werden dafür große Mengen an erneuerbarem Strom und erneuerbaren Ressourcen gebunden.

 

Für die Herstellung von Stahl ist eine nahezu CO2-freie Alternative in Sicht. Sie braucht dafür keine mit Kohle betriebene Hochöfen mehr. Allerdings benötigt das alternative Verfahren große Mengen an erneuerbarem Strom und Wasserstoff. Die Durchsetzung des Verfahrens in den kommenden Jahrzehnten erfordert eine ambitionierte Energiewende.

 

Im nachstehenden Beitrag wird näher auf das Projekt eingegangen.


  


Kohlevergasung & Kohlechemie - keine Option für die Zukunft


Der Durchbruch der erneuerbaren Energiewende im Jahre 2000 mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz setzte die fossile Energiewirtschaft unter großen Druck und führte

insbesondere bei den Beschäftigten in den Kohletagebaugebieten mit Kohlekraftwerken zu Sorgen um ihre Arbeitsplätze. Zur Sicherung langfristiger Geschäfte für die Kohlekonzerne nahmen seitdem zwei wichtige technologische Entwicklungen an Fahrt auf, die auf alten Kenntnissen und Erfahrungen aufbauen konnten. Das waren zum einen Gas- und Dampfkraftwerke mit integrierter Vergasung von Kohle oder anderen fossilen Energieträgern (IGCC-Kraftwerke) und zum anderen die Kohlevergasung mit dem Ziel der Gewinnung von Brenn- und Treibstoffen, Kunststoffen und Chemikalien aller Art. Im nachstehenden Beitrag werden beide Entwicklungen kurz umrissen.Die Nutzung beider Technologien setzt aber dauerhaft hohe Ölpreise voraus.

Detailliert mit der Braunkohle-Chemie beschäftigt sich ein weiter unten stehender Beitrag.




Braunkohle-Chemie - Vergangenheit statt Zukunft 

Zur Kritik der Verwertung von Braunkohle zu Treib-/Brennstoffen und Chemieprodukten

 

Vor dem Hintergrund anhaltender Auseinandersetzungen über die Verbrennung von Braunkohle und ein mögliches Ende dieses Weges auf mittlere Sicht ist längere Zeit stärker über die stoffliche Nutzung (chemische Verwertung) diskutiert worden. Inzwischen ist es um die Debatte ruhiger geworden. Der nachstehende Beitrag hat sich um 2014/2015 eingehend des Themas angenommen.

 

 

 

Power-to-Gas

 

Am 15.11.2014 fand eine gut besuchte Tagung der Ökologischen Plattform bei der Partei DIE LINKE in Paaren/Glien (Brandenburg) statt. Sie befasste sich mit der Speicherung Erneuerbarer Energien in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Ich wurde um einen Beitrag zur Power-to-Gas Technologie gebeten. Mit dem technischen Verfahren Power-to-Gas wird die Herstellung von künstlichem Methan mithilfe von Wasserelektrolyse und unter Einsatz von Kohlendioxid bezeichnet. Belässt man es bei der Wasserelektrolyse, dann kann man mit dem Verfahren auch nur Wasserstoff (und Sauerstoff) herstellen.  

 

Mein Beitrag gibt eingangs einen kurzen Überblick zu Verfahren, Wirkungsgrad und Kosten sowie zu bestehenden Projekten im Bundesgebiet. Detallierter wird dann auf Projekte in Berlin und den beiden bereits genannten Bundesländern eingegangen. Power-to-Gas beginnt inzwischen ins Fadenkreuz großer Wirtschaftsinteressen zu rücken. Im Mittelpunkt stehen die Themenfelder Mobilität mit Batterien und Brennstoffzellen sowie Gesamtkonzepte für Verkehr und Energie mit einer Reihe sog. Leuchtturmprojekte. Power-to-Gas ist mit teilweise erheblichen Wirkungsgradverlusten behaftet. Deshalb sollten Verfahren wie Power-to-Heat, die weniger Energieverluste haben, Vorrang haben. Ein massiver Ausbau von mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen ist Energieverschwendung. Demonstrationsanlagen zur Herstellung von Methan sollten dort erprobt und technisch zur Reife gebracht werden, wo prozessbezogen viel Kohlendioxid anfällt und nicht vermieden, sondern nur verringert werden kann. Beispiele sind Biogasanlagen, Kläranlagen, Brauereien, Ziegeleien oder Kalkbrennereien.

 

 

 

 Signale postfossiler Moderne

 

Seit längerem haben Umwälzungen der industriellen (stofflich, technisch) und energetischen Produktionsgrundlagen im Kapitalismus begonnen. In fernerer Zukunft werden angesichts schwindender fossiler Energierohstoffe Wind, Sonne,Wasser und Kohlendioxid (CO2) die Regie für Energieversorgung und Chemieproduktion übernehmen. Eine künftige Kopplung von Strom- und Gasnetz zeichnet sich ab. Strom wächst absehbar mehr und mehr in die Rolle des zentralen Primärenergieträgers hinein. Mit Strom betriebene Elektrolyse, Katalyse, Brennstoffzellen, Batteriesysteme und Elektroantriebe haben seit geraumer Zeit stark an Bedeutung zugenommen in Forschung und Entwicklung sowie bei praxisrelevanten Vorhaben. Zugleich ist der profitgetriebene Umwälzungsprozess von einer immer intensiveren Ausbeutung von Naturressourcen begleitet. Nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Mais zur Energiegewinnung haben einen gewaltigen Aufschwung erfahren und sogenannte „nichtkonventionelle“ Energierohstoffe (z. B. Fracking-Gas, Methanhydrate oder Ölschiefer) sollen angeblich drohenden Versorgungsengpässen abhelfen. Parallel dazu werden für den heranreifenden Neubau der technologischen Basis eine Vielzahl an strategischen mineralischen Rohstoffen (Metalle wie Platin oder Lithium) gebraucht.

Vor diesem Hintergrund wurden nachstehend in einem ausführlichen Beitrag (Update vom 20.03.2016 mit Blick auf Korrekturen von Ungenauigkeiten und ein paar Fehler) einige der heraufziehenden Entwicklungen näher umrissen, bewertet und beteiligte Konzerne sowie Verflechtungen zwischen Staat und Forschungseinrichtungen aufgezeigt. Dabei wird auch ein kritischer Blick auf Wasserstoffwirtschaft (insbes. im Automobilbereich) und Biokohle (für Treibhausgasreduktion und Bodenverbesserung) gerichtet. Zur Gestaltung des Wandels und für eine notwendige, absolute Verringerung des Ressourcenverbrauchs werden Handlungsschwerpunkte für die Bereiche Energiewirtschaft, Wärme und Verkehr mit einem prioritären Maßnahmenpaket vorgestellt.   

 

 

Hell aus dem dunklen Vergangenen

Zum Aufstieg erneuerbarer Energien in Deutschland von 1970 bis 2014

 

Die „Energiewende“ ist das vielleicht ehrgeizigste Industrieprojekt der Bundesrepublik. Neben dem Atomausstieg soll sie klimapolitisch zur Minderung der Treibhausgasemissionen beitragen. In einem ausführlichen Beitrag ist der Entwicklung der erneuerbaren Energien nachgegangen worden. Die Bilanz fällt für den untersuchten Zeitraum zwiespältig aus. Einerseits ist die beachtliche Zunahme der „Erneuerbaren“ an der Energiegewinnung unbestreitbar, andererseits nehmen die Versuche der durch den Atomausstieg und die Liberalisierung der Energiemärkte getroffenen großen Energieversorger zu, diesen Prozess zu bremsen und im eigenen Interesse zu kanalisieren. 

 

 

 


Fracking-Gas - CO2-Qualität wie Steinkohle


Die Gewinnung von Fracking-Gas stößt auch in Deutschland auf anhaltenden Protest. DIE LINKE fordert ebenso wie viele andere Organisationen, dass die Erdgasförderung mittels Fracking verboten wird. Fracking bedeutet nicht nur große Gefahren für das Grundwasser, sondern auch enorme Schäden an Natur und Landschaft durch zahllose Bohrlöcher und den dafür benötigten Platz. Ein drastisches Beispiel für die Menge an Bohrlöchern liefert Texas. Dort wurden in der Barnett Shale Formation auf einer Fläche von 15 000 Quadratkilometern mehr als 15 000 Bohrungen genehmigt. Was allerdings bislang kaum zur Sprache kommt, ist, dass das mit Dieselmotoren geförderte Erdgas eine CO2-Qualität wie Steinkohle hat. Das zeigen die Ergebnisse eines Gutachtens, das bereits aus dem Jahre 2012 stammt, im Zuge eines Informations- und Dialogprozesses angefertigt und von ExxonMobil finanziert wurde. Näheres dazu im nachstehenden Beitrag.